05.07.2013

Retrospektive Filmfest München: Jodorowsky - Dune - "ein grandioses Debakel"



Das Münchner Filmfest ehrt den Filmemacher Alejandro Jodorowsky.
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Nachdem er 1970 mit „El Topo“ und 1973 mit „Montaña Sacra“ zwei orgiastisch-surreale Meisterwerke geschaffen hatte, vermochte er erst 1989 mit „Santa Sangre“ an dieses Niveau anknüpfen. Sein fast mythischer Ruf als gescheitertes Kino-Genie wurde in der Zwischenzeit vor allem durch zahlreiche Comics, unter anderen von Moebius, Arno, Georges Bess oder Fred Beltran, flankiert, für die er als Autor verantwortlich war. Daneben wurde er im französisch- und spanischsprachigen Raum als Romanautor, Lyriker und Dramatiker bekannt.   

In München freute man sich mit Jodorowsky über dessen kinematografische Rehabilitierung. Denn im Widerspruch zu allen Regeln des Metiers scheint sich für den betagten Künstler nun doch noch ein Fenster für ein filmisches Comeback zu öffnen. Nicht nur dass Winding Refn demnächst gemeinsam mit Jodorowsky einen Science-Fiction nach dessen Comic-Zyklus „Incal“ drehen will. Der Niederländer Jan Kounen („Dobermann“) hat sich ebenfalls angemeldet: Er möchte das von Moebius gezeichnete Storyboard zur 1976 abgebrochenen Mega-Verfilmung von Frank Herberts Roman „Dune“ in einen abendfüllenden Animationsfilm transformieren.
Ein grandioses Debakel
„Dune“ wurde einst zum Waterloo von Jodorowsky. Die Geschichte dieses grandiosen Debakels hat der Filmemacher Frank Pavich in „Jodorowsky’s Dune“ rekonstruiert, einem Film, der ebenfalls in München zu sehen war. Eine illustre Nummernrevue zeigt die Namen von Prominenten, die damals am Film mitwirken sollten. 
Salvador Dalí, Amanda Lear, Orson Welles und Mick Jagger waren als Darsteller verpflichtet, Pink Floyd und Magma lieferten den Soundtrack, Dan O’Bannon, HR Giger und Moebius hatten für den Look zu sorgen. Jodorowskys „Dune“ sollte zwölf Stunden dauern. 
Nachdem schon mehrere Millionen Dollar in die Vorbereitungen der Dreharbeiten geflossen waren, wurde das Projekt zunächst auf Eis gelegt, später an David Lynch übergeben. (Ironie: „Dune“ wurde dessen schlechtester Film.)
Ob die solcherart größenwahnsinnig geplante Adaption des Sci-Fi-Klassikers tatsächlich die Entwicklung des utopischen Genres in andere Bahnen hätte lenken können, muss Spekulation bleiben.

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