20.12.2017

Test: Mooer Hornet, Gitarrenverstärker



Bislang ist der Hersteller Mooer vor allem bekannt für seine Micro-Effektpedale, die beinahe wöchentlich eine Ergänzung erhalten. Oft kommen wir hier in der Redaktion mit dem Berichten über die Neuigkeiten des chinesischen Herstellers kaum hinterher, dermaßen hoch ist der Output an Neuvorstellungen! Doch nun gibt es etwas ganz Neues – der Mooer Hornet ist der erste ernst zu nehmende Gitarren-Comboverstärker des Herstellers und verspricht uns für kleines Geld viel Spaß beim Üben und beim Session machen. Fünf verschiedene Modelle in fünf verschiedenen Farben, die jeweils neun unterschiedliche Grundsounds mitbringen, werden demnächst den Handel erreichen, wir haben für einen Test ein schwarzes Modell erhalten. Nur knapp 100,- Euro wird dieser Verstärker kosten, dessen Formfaktor, wie kann es anders sein, mal wieder typisch Mooer ist. Kleiner ist feiner? Mal schauen, ob die schwarze Hornisse sticht – oder nur ein lauwarmes Lüftchen produziert.

Facts & Features

Retrodesign scheint bei Mooer angesagt zu sein, denn der Hornet Black erinnert mit seiner abgerundeten Frontbespannung und dem Drehregler rechts oben am Gehäuse stark an ein TV- oder Küchengerät der 60er Jahre. Oder sehe nur ich das so? In jedem Fall aber ist das Gehäuse des Zwergs rund herum sehr sauber verarbeitet und nicht etwa aus Kunststoffspritzguss angefertigt: Hier wurden echte Holzplatten verwendet, auf die ein fein strukturierter Tolexbezug aufgeklebt wurde. Also ganz so, wie es bei einem „ausgewachsenen“ Verstärker auch ist.
Mit den Maßen von 290 x 255 x 173 mm und einem Gewicht von nicht einmal 3 kg ist der Mooer Hornet Black somit äußerst kompakt geraten und entsprechend einfach zu transportieren. Dazu braucht man nicht einmal den Griff auf der Rückseite zu benutzen, die wir uns nun als Erstes betrachten.

Die Rückseite des Mooer Hornet

— Die Rückseite des Mooer Hornet Black besitzt auch einen Tragegriff —
Abgesehen vom Klinkeneingang für die Gitarre, der sich auf dem Bedienpanel befindet, sitzen die übrigen Anschlüsse des Mooer Hornet Black hier an der Rückseite versammelt. Viele sind es zwar nicht, aber die wichtigsten für einen Übungscombo sind darunter vertreten. Da gehört ein Kopfhörerausgang zum ungestörten Üben genauso dazu, wie auch ein AUX-In zum Einspielen der Lieblingstracks oder Playbacks.

Bluetooth-Schnittstelle am Mooer Hornet Black

Das Zuführen von externen Sounds kann aber auch über die Bluetooth-Schnittstelle geschehen, denn eine solche besitzt der Mooer Hoornet ebenso. Das Koppeln mit iPad und iPhone klappte im Test reibungslos und es ist erstaunlich, in welch guter Klangqualität der kleine 6,5″ Lautsprecher des Hornet die Tracks in den Raum abfeuert! Klar, das Signal ist zwar nur mono, aber vollkommen ausreichend zum Üben und zum Musikhören, wenn mal nichts anderes verfügbar ist.
Schade nur, dass der kleine Amp über keine Batterieversorgung verfügt, ohne Netzteil tut sich gar nichts. Doch das wird erfreulicherweise mitgeliefert und findet seinen passenden Anschluss ebenfalls hier an der Rückseite. Den Abschluss bildet der Netzschalter, der den kleinen Verstärker ohne ein Knacken oder sonstigen Geräusche zum Leben erweckt.

Oberseite / Bedienpanel des Mooer Hornet Black


Nun aber zur Oberfläche und den Möglichkeiten, die der Mooer Hornet Black uns bietet. Die Bedienung ist denkbar einfach und so gestaltet, dass jeder, der einen normalen Gitarrenamp bedienen kann, auch hier schnell zum gewünschten Ziel gelangt. Von daher ist ein Blick in das Handbuch nicht nötig, auch wenn sich ein solches mit im Lieferumfang des Verstärkers befindet. Gar nicht mal auf dem Panel, sondern an der oberen rechten Ecke des Gehäuses platziert, findet sich der wohl wichtigste Regler des Hornet Black – nämlich der zur Auswahl der virtuellen Verstärkermodelle, von denen 9 Stück zur Auswahl bereitstehen.
— Der Regler zur Auswahl der 9 verschiedenen Ampmodelle —
Es handelt sich bei den emulierten Verstärkermodellen um die „üblichen Verdächtigen“. So finden sich Nachbildungen vom Roland JC120 und dem Fender Twin für die unverzerrten Sounds, über Crunchsounds vom Schlage eines Marshall PLEXI, bis hin zu den High-Gain-Boliden vom Typ Boogie, Engl und Bogner. Eine Eigenkreation des Herstellers gibt es dann auch noch, das Letzte der Presets gebührt dem Mooer-eigenen Sound Mooer Metal.
Trotz der schön anzusehenden blauen Beleuchtung und dem aufgesetzten Chickenhead-Poti sind die Bezeichnungen der Verstärkermodelle selbst bei Tageslicht kaum zu erkennen. Die Nummer des Presets wird zwar auch im Display angezeigt (1 bis 9), allerdings ist das auch nicht besser ablesbar. Es reicht aber zumindest zum Erkennen der Zahlen und beim Stimmen der Gitarre, denn eine Tuner-Funktion besitzt der Mooer Hornet Black nämlich auch.
Die fünf Regler unterhalb des Displays entsprechen denen der Vorstufe eines Gitarrenverstärkers. Hier kann man die Eingangsempfindlichkeit (Gain), Höhen, Mitten und Bässe regeln, zudem sorgt ein Volume-Regler für die Anpassung der Lautstärke eines Presets. Neun Amp-Modelle gibt es und ebenso viele Presets lassen sich zusammen mit den ausgewählten Effekten dauerhaft sichern.

Die Onboard-Effekte des Mooer Hornet Black

Hier gibt es alles, was das Herz begehrt oder zumindest genug, um das Üben und die kleine Jamsession klanglich etwas aufzupeppen. Eine Modulationssektion mit Chorus, Phaser und Vibrato befindet sich an Bord, eine weitere für Echosounds (Analog, Tape und Digital) sowie eine Sektion, in der man aus drei verschiedenen Hallräumen (Room, Hall und Church) wählen kann. Die Auswahl und die Intensität der Effekte wird über ein Drehpoti dem persönlichen Geschmack angepasst. Für die Modulations- und die Delay-Sektion steht jeweils ein Taster zur Verfügung, mit dem die Geschwindigkeit der Modulationen angepasst werden kann. Der Taster signalisiert die Geschwindigkeit nach zweimaligem Drücken durch ein entsprechendes Pulsieren. Selbstverständlich können alle Effekte gleichzeitig genutzt werden, der DSP scheint diesbezüglich über genügend Power zu verfügen.
— Die Effektsektion des Mooer Hornet Black —
Direkt daneben, ich sprach es weiter vorne schon an, sitzt ein weiterer Taster, der die Bluetooth-Aktivität des Hornet Black aktiviert. Ein Stückchen von diesem Trio entfernt befindet sich ein kombinierter Taster, der nach kurzem Drücken die Stimmfunktion aktiviert. Hält man den Finger länger als zwei Sekunden drauf, ergibt sich die Möglichkeit, für jedes einzelne der 9 Presets ein Mastervolume einzustellen. Die nötigen, wenn auch eher spärlichen Informationen darüber erteilt auch hier das Display. Direkt neben diesem sitzt auch der letzte der fünf blau leuchtenden Taster des Bedienpanels, dem ebenfalls zwei Funktionen zugeteilt wurden. Zum einen sorgt er für das Wechseln zwischen den beiden Betriebsarten „Live“ und „Play“, in denen entweder die Presets abgerufen werden oder aber die Oberfläche als normal zu bedienender Verstärker arbeitet. Zum anderen dient er durch ein längeres Drücken zum Abspeichern der selbst erstellten Presets.

Zwischenzeugnis

Im Mooer Hornet ist alles drin und alles dran, was man so braucht, um einen guten Gitarrensound zu erzeugen. Zumindest in der Theorie. Aber abgesehen von dem zu erwartenden Klang des kleinen Amps gibt es an dieser Stelle schon mal vorab ein dickes Lob für die Verarbeitung und die Ausstattung. Für knapp 100,- Euro hätte man nicht unbedingt ein solch robust konstruiertes Gehäuse, eine derart große Effektauswahl, eine Bluetooth-Funktionalität oder eine vollwertige Dreiband-Klangregelung erwartet. Das macht natürlich neugierig auf den Sound des Hornet, den wir uns nun anhören werden.


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