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rückseitige Anschlüsse ATS-100 |
Transistortechnik anno '90
Hughes & Kettner ATS Thirty
Uns erscheint dieser kleine mittlerweile auch schon fast 30 Jahre alte Verstärker mit dem samtbeflockten Gehäuse so interessant, dass wir ihn nun im folgenden Artikel mal genauer beleuchten werden. Zumal die Gebrauchtpreise für die Kiste wirklich unverschämt günstig sind – wenn man denn mal einen zu sehen bekommt.
Hughes & Kettner ATS Thirty – etwas Geschichte

Der ATS Thirty erschien 1988 zusammen mit dem ATS Sixty und dem ATS 100, von denen er sich aber in seiner Bauweise deutlich unterschied. Klar, das Gehäuse war mit 44 x 43 x 20,5 cm natürlich deutlich kleiner, der weitaus größere Unterschied bestand jedoch in der Schaltung: Während die beiden größeren Modelle mit einer Hybridschaltung (Röhren und Transistoren in der Vorstufe) ausgestattet waren, basierte der ATS Thirty komplett auf Transistortechnik. Dazu wurden MOSFETs verwendet, die damals auch in vielen weiteren Verstärkern eingesetzt wurden und die den Klang und dem Dynamikverhalten einer Röhre möglichst nahekommen sollten. Einige unter uns können sich vielleicht noch an die Marshall Valvestate Serie erinnern, auch bei diesen Amps klangen die Ergebnisse mit MOSFET-Technologie gar nicht mal so übel. in jedem Fall aber avancierten diese Marshalls damals zum Verkaufsschlager, auch weil sie im Preis deutlich unter den röhrenbestückten Modellen der Briten lagen und zum Teil sogar noch besser ausgestattet waren.
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ATS-100: Kompression am Input-Vol. |
Die Rückseite des ATS Thirty
Hughes & Kettner ATS Thirty – Facts & Features
Grundsätzlich ist der Thirty ein zweikanaliger Gitarrencombo, ein Druckschalter auf dem Bedienpanel sorgt für die Auswahl zwischen einem unverzerrten und einem verzerrten Kanal. Teilen müssen sich die beiden Kanäle eine Dreiband-Klangregelung mit Bässen, Mitten und Höhen, was ja oft zu Kompromissen beim Kanalwechsel führt. Denn was unverzerrt gut klingt, muss noch lange nicht bei den Zerrsounds passen. Beim ATS Thirty sind diesbezüglich jedoch keine bösen Überraschungen zu erwarten, beide Kanäle harmonieren recht gut miteinander.Ein Problem bzw. eine Unausgewogenheit besteht aber dennoch zwischen dem Clean- und dem Leadsound – und das betrifft das Lautstärkeverhältnis der beiden Kanäle. Wie wir ja alle wissen, sorgt eine Anhebung der Verzerrung auch fast immer für eine mehr oder weniger starke Erhöhung der Lautstärke des Zerrkanals. Unglücklicherweise besitzt aber der Lead-Channel des ATS Thirty kein eigenes Lautstärkepoti, sondern nur einen Gain-Regler, um diese enormen Pegelsprünge aufzufangen bzw. abzufedern.
Das hat zur Folge, dass bei hoher Verzerrung der Lead-Sound gefühlt fast doppelt so laut ist wie der Sound Clean-Channels. Im mittleren Zerrbereich, etwa im Bereich der 12-Uhr-Marke des Gain-Regelers, ist das Verhältnis hingegen ausgeglichen und nach einem Kanalwechsel, sei es mit dem Druckschalter vorne auf dem Panel oder aber mit einem angeschlossenen Fußschalter, lassen sich beide Kanäle ohne Krachen im Signal umschalten. Der Zerrkanal macht durch das Aufleuchten einer kleinen roten LED oberhalb des Gain-Potis auf sich aufmerksam.
Hughes & Kettner ATS Thirty – die Eingangssektion
Die Red Box anno 2019
Hughes & Kettner ATS Thirty – wie klingt er?
Zunächst einmal überrascht der niedrige Rauschpegel, das war vor 30 Jahren keine Selbstverständlichkeit und ist es auch bis heute nicht, wenn man sich das eine oder andere aktuelle Modell der momentan verfügbaren Amps auf dem Markt anschaut. Überragend gut und auch heute noch mehr als brauchbar klingt der unverzerrte Kanal, trotz der Transistorschaltung ist die Dynamik und die Auflösung des Signals sehr sauber und besitzt zudem jede Menge Headroom, um auch bei höheren Lautstärken einen absolut sauberen Klang beizubehalten. Es geht aber auch anders, denn ab gut dreiviertel des Regelwegs des Clean-Channel-Volumes kann man dem unverzerrten Kanal leichte harmonische Verzerrungen entlocken. Mit einer Humbucker-bestückten Gitarre ist schon fast ein kerniger Rhythmussound drin, Singlecoil-Sounds können hingegen wunderbar angefettet werden, um sich besser durchzusetzen.
Hughes & Kettner ATS Thirty – Anschlüsse
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich den Hughes & Kettner ATS Thirty mit einem AKG C3000 Mikrofon aufgenommen, als Gitarre wurde eine Jackson Superstrat benutzt.
Wir fangen ganz weich an und steigern uns dann bis zur maximalen Zerrung, die der ATS Thirty liefern kann. Im ersten Beispiel hören wir einen Cleansound, dabei habe ich den Hall fast voll aufgeregelt. Der Equalizer befindet sich in 12-Uhr-Position, Clean-Channel-Volume ebenfalls.
Nun ein weiterer Cleansound, jedoch mit drastisch abgesenkten Mitten. Wie man hören kann, packt der EQ auf Wunsch auch kräftig zu.
Wir schalten um auf den Overdrive-Kanal. In Beispiel 3 jetzt ein Crunchsound, das Gain-Poti befindet sich auf 10-Uhr-Position, der EQ verharrt in der Mittelstellung.
So … jetzt aber mal volle Pulle! Der Gain-Regler befindet sich im folgenden Beispiel auf Vollanschlag. Gain-Reserven sind genügend vorhanden, das Signal selbst jedoch ist zum Teil mit seltsamen Artefakten zu hören.
Dass der Hughes & Kettner ATS Thirty so wirklich gar nichts für Metaller ist, zeigt das abschließende Beispiel. Hier habe ich versucht, einen Scooped-Sound zu erreichen. Da gibt es Amps, die das deutlich besser können und das sogar – oder besser gesagt vor allem – aus dem Hause Hughes & Kettner.
via AMAZONA.de
https://www.amazona.de
http://bit.ly/2C3lODX