22.06.2017
Algiers - "The Underside of Power" (Official Video)
Es ist kein Zufall, dass „The Underside Of Power“ mit einem Ausschnitt aus einer feurigen Rede beginnt. Fred Hampton, Mitglied der schwarzen sozialistischen Bewegung der 60-er, Black Panther, erschossen von der Polizei in Chicago im Schlaf, mit zwei Kopfschüssen, 1969, 21 Jahre alt, sagt, die Leute haben aufzustehen, „to attack the pigs“. Unterlegt ist die kurze Sequenz bereits mit einer unheilankündigenden, rumpelnden Industrial-Melodie- sowie einer verträumten Klavier-Folge. So klingen Algiers. Wer das Debüt der Band aus Atlanta („Algiers“, 2015) kennt, weiß, was gleich auf den Hörer einstürmt.
Obwohl: „The Underside Of Power“ erweitert den bereits zuvor sehr facettenreichen Sound des Quartetts. So klingt das Titelstück wie ein aufgekratzter Motown-Hit, hätte man damals in Detroit schon gewusst, wer Trent Reznor ist und wie man mit angespitzen Ellenbogen die Tanzfläche für sich gewinnt. Franklin James Fisher, Sänger der Algiers, könnte mit seiner Gospel-Stimme sicherlich auch den traditionelleren Sound fahren. Doch Algiers wollen vor den Kopf stoßen, es muss wehtun. Jeder liebliche Moment wird schleunigst aufgesprengt. Scheißzeiten fordern Musik, die nichts beschönigt. Die in die Ecke drängt, die von innen explodieren lässt. Kaum ein Ton, der nicht verzerrt oder mit besonderem Nachdruck den Gehörgang attackiert. Kaum ein Trommel- oder Klavierschlag, der nicht dazu anstachelt, die Worte mit herausbrüllen zu wollen.
Anti-Establishment, Anti-Fascism, Anti-Discrimination, Anti-Racism, Anti-Capitalism ... - Für Algiers gebieten sich diese Überzeugungen alleine schon aus purem Anstand. Man muss Fisher gar nicht immer folgen können, wenn er teils wie im Wahn den Schmerz über viel zu lange schon anhaltende Zustände hinauskrakeelt. Man versteht ihn auch so. Schweiß, zusammengekniffene Augen, aufgerissene Arme. Das Klagen und Protestieren geht über den Schmerz.