23.01.2023

Aufstieg der künstlichen Intelligenz in der Musik

Im Bereich der künstlichen Intelligenz tut sich gerade viel. Und das gilt auch für die Musik, sowohl was das Musikmachen als auch das Produzieren anbelangt. Etliche Künstler, die sich von der manuellen Produktion zurückgezogen haben, setzen inzwischen KI im Produktionsprozess ein. Von Kompositions-Apps und Mastering-Plattformen bis hin zu Tools zur Identifizierung von Songs und hochgradig personalisierten Playlists verändert künstliche Intelligenz die Art und Weise, wie Musik erstellt und gehört wird. Die chancenstarke Technologie der Zukunft befindet sich noch im Küken-Stadium und ist doch längst unter uns. Angst hat man bekanntlich nur vor dem, was man nicht kennt … Lies mehr zum Thema hier.


Bevor wir anfangen: ein paar Erläuterungen zu künstlicher Intelligenz

Beim Begriff „Künstliche Intelligenz“ schrecken viele Menschen auf, denn eine Maschine kann doch nicht intelligent sein! Im philosophischen Sinne kann sie das auch nicht, denn sie ist immer nur so schlau wie der Mensch, der sie füttert. Auch selbst lernende Systeme bekommen nur Informationen, die Menschen zusammengestellt haben und können nur auf Bewertungen von Menschen zurückgreifen. Einer KI fehlen – zumindest bisher – ein freier Wille und die Bewertung von etwas durch eigenen Geschmack. Sie hat kein eigenes Bewusstsein, auch wenn Wissenschaftler bereits darüber streiten. Aber: Wenn man Intelligenz als die reine Fähigkeit versteht, Aufgaben durch Denken zu lösen, kann eine KI das durchaus.

 

KI: Möglichkeiten erkennen, Chancen nutzen

KI kann verwendet werden, um neue Musik zu komponieren, einzigartige Mashups zu erstellen und auch bei der Erstellung von robotisierten Akteuren helfen. Das Terrain, auf dem mit künstlicher Intelligenz Neues geschaffen werden kann, ist schlicht grenzenlos, die Möglichkeiten sind endlos – immer mit den oben erwähnten Grenzen, die die Programmierung oder die Bereitstellung von Informationen durch den Menschen vorgeben. Auch ist KI imstande, technologiebasiert beispielsweise KI-generierte Texte mit vorgegebener Emotionalität zu erstellen, bis dato unbekannte Musikgenres zu erschaffen und die Grenzen der Musik auszuloten.

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Lediglich einer der weiteren Vorzüge ist, dass sich durch KI-gestütztes Songwriting mit teils sehr ungewöhnlichen Vorschlägen aus der „digitalen Kiste“ Schreib- und Kreativitätsblockaden aufheben lassen. Die teils auf selbstlernenden Algorithmen basierende Musik ist wie der Aufbruch zu einem digitalen Horizont, dessen Geheimnisse derzeit noch tief im Verborgenen liegen. Der einzige Weg zu erfahren, was die Zukunft bringt, lautet: dranzubleiben. Allemal eine Begegnung der spannenden Art: Der Ziel ist das Weg. 😉

Der Song Eternal aus dem Album Proto von Holly Herndon, komlett auf KI basierendes Album

 

Künstliche Intelligenz: Auswirkungen auf die Musikindustrie bereits seit Jahren

Tatsächlich ist der Einfluss von KI-Musik ein visionäres, aber kein absolut neues Thema mehr. Vielmehr zeigt künstliche Intelligenz bereits seit Jahren ihre Auswirkungen innerhalb der Musikindustrie. KI-generierte Achtsamkeits-Ambient-Musik, rechtefreie Musikgenerierung für Inhaltsersteller und automatisiertes Mischen und Mastern sind seit etwa einer halben Dekade zu bedeutsamen Industrien gereift.

Ebenso basieren die Empfehlungssysteme der Streaming-Dienste auf KI-Algorithmen. So wird künstliche Intelligenz zur Analyse von Musik und deren speziellen Merkmale eingesetzt, wobei Muster identifiziert und daraufhin personalisierte Musikempfehlungen ausgerollt werden können. Längst haben KI und maschinelles Lernen das Gesicht der Musikindustrie verändert. Nie zuvor war es so einfach, professionell klingende Musik zu erschaffen und zu hören.

 

Sorgen sind verständlich, Ängste aber eher unbegründet

Sicherlich bestehen auch potenzielle Risiken. Zu den Hauptängsten zählt die Befürchtung, KI-gestützte Musik könne menschliche Musiker und Songwriter obsolet machen, ersetzen und somit in die Arbeitslosigkeit schicken. Die Berührungsängste dürfen sich allerdings durchaus in Grenzen halten. Immerhin gibt es eines, das AI nicht kann: Kreativ sein wie ein Musiker. Auch die Sorge, KI-Musik könnte aufgrund der sich wiederholenden Sounds oder Stile zu einer Übersättigung bei den Hörenden sorgen, scheint eher unbegründet. Immerhin entscheidet immer noch jeder für sich selbst über den eigenen Musikgeschmack. Wird ein Genre potenziell mit Monotonie überflutet, wenden die Konsumenten sich automatisch ab, bleiben aber nicht „musikfrei“. Vor diesem Hintergrund könnte KI-Musik allenfalls zu einer Übersättigung ihrer selbst führen.

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Wie bei jedem neuen Thema seit der Erfindung der Banane bleibt es unbedingt wichtig, künstliche Intelligenz ethisch und moralisch verantwortungsbewusst als auch rechtlich einwandfrei einzusetzen. Eine Urheberrechtsverletzung durch KI bleibt eine Urheberrechtsverletzung; ein durch künstliche Intelligenz gefälschter Song bleibt ein gefälschter Song. Solche Szenarien werden nicht erst durch KI geschaffen. Der vorgegebene Rechtsraum ist davon unbenommen.

 

KI: Versuch, Mozarts Genom zu entschlüsseln

Inzwischen gibt es diverse Referenzbeispiele, wie durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz erstaunliche Projekte umgesetzt wurden. So wurde etwa 2021 zum 100. Mozartfest in gleich mehreren Projekten die Musik des Komponisten visualisiert, wodurch man sich auf die Spur nach dem musikalischen Genom des Genies begab. Ein Forschungsteam der Universität Würzburg hatte eine KI mit dem bezeichnenden Namen „Mozart Jukebox“ sowie eine App für Augmented Reality (AR – erweiterte Realität) entwickelt. Aufgezeigt wurde, dass es eben nicht nur eine KI gibt, sondern diese sich anhand der Nutzung der Anwender entwickelt. Der Mensch bleibt also keinesfalls außenvor.

 

Künstlicher Intelligenz lässt Musiker wieder auferstehen

Auch aus dem Jahr 2021 stammt die reinkarnierte Veröffentlichung der „The Lost Tapes of the 27 Club“. Das Einzige, was „echt“ an den Aufnahmen war, war der Gesang. Der kam allerdings nicht von den Originalkünstlern, sondern von Musikern aus Coverbands, die sich stimmlich darauf spezialisiert hatten, ihre Vorbilder zu imitieren. (Nach)-komponiert wurden Songs von Kurt Cobain mit Nirvana, Jim Morrison mit den Doors, Amy Winehouse und Jimi Hendrix mit der Google-KI Magenta. Anschließend wurde die Musik mit digitalen, von Rechnern gesteuerten Instrumenten erzeugt. „The Lost Places“ war keinesfalls das erste musikalische KI-Projekt. Bereits zuvor gab es Musik im Stil der Beatles, von Bach oder Beethoven.

 

KI: Mensch-Maschine-Kooperationen der besonderen Art

Dass hinter den Kompositionen aktueller Künstler eben nicht nur der „Faktor Mensch“ steckt, ist bei vielen Produktionen kaum mehr zu erkennen, so die KI denn mit Fingerspitzengefühl eingesetzt wird. Andere lenken den Fokus ganz bewusst auf die digitale Technik. So brachte Taryn Southern im Jahr 2018 ihr Album mit dem bezeichnenden Namen „I am AI“ auf den Markt, das mit gleich vier Musikprogrammen komponiert und produziert wurde: AIVA, Google Magenta, Watson Beat und Amper Music.

 

Songs mit datengetriebenen Stimmen und Geräuschen

Holly Herndon entwickelte gemeinsam mit ihrem Partner Mat Dryhurst die „Baby-KI Spawn“, hauptsächlich gefüttert mit datengetriebenen Stimmen und Geräuschen. Bereits zuvor hatte sie KI-basierte Songs auf den Markt gebracht und letztlich auch das komplette Album „Proto“. Manche bezeichnen Holly auch als Godmother der KI-Musik. Okay, da gibt es sicherlich etliche Musiker, die dieses Prädikat für sich beanspruchen könnten. Wie war das noch mit Kraftwerk?

 

Stilistische Annäherung durch KI

Interessant in dem Zusammenhang ist, dass Forscher immer wieder versucht haben, die individuellen Stil-Nuancen von Musikern zu analysieren und nachzuschreiben. So haben Wissenschaftler des SONY CSL Research Lab erste vollständige Songs durch KI schreiben lassen, entwickelt auf FlowMachines, einem System, das Musikstile aus einer riesigen Datenbank lernt. Der Song „Daddy’s Car“ stammt zwar nicht von den Beatles, ist aber ganz in ihrem Stil komponiert – zumindest so, wie ihn die Wissenschaftler verstanden haben.


Wir sehen, die KI-Musik birgt visionäre und nicht minder kreative Optionen, wie Musik in der Zukunft aussehen und sich anhören könnte. Das typisch menschliche Attribut – die emotionale Kreativität – wird sich kaum bremsen lassen. Die ist und bleibt schließlich noch immer unser einzigartiger Motor.

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